Polnisch-deutsches Begegnungsprojekt zum Thema Nachhaltige ländliche Entwicklung, 6.-15. Juli 2012, Białowieża (PL)
Spotkanie polsko-niemieckie o zrównowaznym rozwoju obszarów wiejskich, 6-15 VII 2012, Białowieża (PL)

09/07/2012

Der matschige Kollege braucht Żubr. Und du?


Es begab sich zu einer Zeit, als die Schlacht im Teutoburger Wald noch gar nicht lang zurücklag, dass eine Herde junger ungestümer Żubry durch den Wald tobte. 
Sie sprangen von Pfütze zu Pfütze, Matsch spritzte ihnen ins Gesicht und sie landeten lachend im Moor. Sie kletterten von Baumstumpf zu Baumstumpf und erfreuten sich an Fröschen, Moosen und Baumpilzen. 
Doch plötzlich geschah etwas Unerwartetes: einer von ihnen entdeckte eine außergewöhnliche Pflanze, der sie den Namen Stinkender Storchschnabel gaben. 
Diesen feierlichen Moment besiegelten sie mit einem Hörnerstoß und einem Fläschchen Żubrówka. 
Ursprünglich tranken die Żubry diesen aus Bisongras gebrauten Wodka zur Verehrung der Jungfrau Maria, heute jedoch begingen sie dieses Ritual aus Freude an ihrem Fund, dem Zusammensein und um die Sommersonnenwende zu feiern. 
Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und die jungen Żubry begannen sich zu raufen und balgen. Dabei passierte es: einer der jüngsten von ihnen wurde von einem unbeabsichtigten Seitenhieb seines besten Freundes erwischt, woraufhin sich ein Teil seines Kiefers löste und ihm aus dem Maul auf den Boden fiel.



Natürlich war ihm bewusst, dass sein letzter Zahnarztbesuch bereits ein Weilchen zurücklag. Dennoch war er überrascht, als er seine Zähne plötzlich vor sich auf der Erde liegen sah. 
Hierbei muss man erwähnen, dass unter jungen Żubry Zähne eine Art Statussymbol darstellen und der Verlust derselben auch den Verlust des Ansehens bedeutete. 
Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass sich sogleich alle Freunde und Bekannte von unserem jungen Büffel abwandten und nichts mehr mit ihm zu schaffen haben wollten. 
Von nun an zog er einsam und allein durch den Wald und sah seine einzige Freude darin, kläglich sein Spiegelbild im Wasser des Waldes anzugrunzen. 
Seit der Zurückweisung, die er durch seine Freunde erfahren hatte, wollten auch seine Hörner nichts mehr von ihm wissen und hingen traurig nach unten. So trottete er durch den Wald und machte sich auf die Suche nach anderen Artgenossen. 

Und tatsächlich fand er nach einer Weile Spuren von anderen Żubry: feuchtfrische Kupa. 
Er schnüffelte daran herum und nahm die Witterung auf. Voller neugeschöpfter Lebensenergie und Tatendrang stürmte er vorwärts auf die Lichtung. Dort sah er sie: eine ganze Horde freundlich dreinblickender und gemütlich in der Sonne grasender Żubry. Sie winkten ihm mit ihren Schweifen zu und luden ihn ein, mit ihnen ein kühles Żubr zu trinken. 
So hatte der junge Bison dank der Kupa eine neue Herde finden können, die mit ihm von nun an durch die Pfützen des Białowieża-Urwaldes sprang.

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Die Begegnung "Treffpunkt Białowieża - ein Ort für Mensch und Natur" wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks im Rahmen des Wettbewerbs "Treffpunkt übermorgen - Spotkajmy się pojutrze" sowie der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

1 comment:

  1. ...und wenn sie nicht gestorben sind, dann grunzen sie noch heute! :-)

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